Lustlosigkeit in Beziehungen: Was für manche Paare zur Herausforderung wird
„Ich habe fast gar keine Lust auf Sex mehr. Am Anfang war das anders. Liegt es an mir? Mein*e Partner*in ist verständnisvoll, doch ich fühle mich unter Druck gesetzt.“ Solche Gedanken höre ich oft in der Sexualtherapie. Doch was steckt wirklich dahinter?
Lust kann neu entdeckt werden.
Lustveränderung ist normal – und manchmal auch logisch
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass eine Veränderung der Lust in Beziehungen vollkommen normal ist. Unsere Lebensumstände ändern sich im Laufe der Zeit: Ein neuer Job, das erste Kind, Herausforderungen im Alltag – all das kann unsere sexuellen Bedürfnisse beeinflussen. Lust ist nicht statisch, sondern verändert sich ständig. Es ist völlig in Ordnung, in verschiedenen Phasen des Lebens weniger oder mehr Lust zu haben. In manchen Beziehungen ist dies ein Thema, in anderen nicht. Die Veränderung der Lust ist lediglich ein Problem, wenn es zu einem Leidensdruck führt.
Es gibt viele Gründe, die die Lust beeinflussen können:
Hormone! - Vom aufregenden Verliebtsein zur tiefen Verbundenheit
Die meisten kennen es - die freudige Aufregung zur Beginn einer Beziehung! Unser Körper wird regelrecht mit Hormonen überflutet: Dopamin und Phenylethylamin sorgen für das “verliebt-sein-Gefühl” und auch für sexuelle Spannung. Mit der Zeit verändert sich der Hormonhaushalt: Bindungshormone wie Oxytocin übernehmen, fördern Nähe, Vertrauen und Geborgenheit – wohlige Gefühle einer stabilen Partnerschaft. Das bedeutet nicht, dass Lust verschwindet, nur dass die aufregende Spannung nicht mehr automatisch da ist.
Lust entsteht durch Unvorhersehbarkeit
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird: Lust wächst durch Unvorhersehbarkeit. In neuen Beziehungen erleben wir häufig Überraschungen und Entdeckungen, die unsere Sinne anregen. In langjährigen Partnerschaften kann die Routine hingegen die Lust dämpfen – besonders, wenn Intimität immer auf eine ähnliche, vorhersehbare Art und Weise gelebt wird. Am Durchbrechen der Routine kann gearbeitet werden und auch die Hormone können mit etwas Geschick ausgetrickst werden. Aufregung kann nämlich durch viele Arten entstehen!
Einfluss von Beziehungsdynamik und persönlichen Umständen auf die Lust
Tiefere Themen in der Beziehungsdynamik, wie unerfüllte Bedürfnisse, Kommunikationsprobleme oder unausgesprochene Wünsche, können eine Rolle spielen. Auch persönliche Faktoren wie Scham, Stress oder die Priorisierung anderer Dinge können die Lust beeinflussen. In der Sexualtherapie geht es darum, diese Themen zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Druck und Schuldgefühle
In vielen Partnerschaften gibt es unterschiedliche Lustniveaus. Häufig wird die Person mit weniger Lust als „das Problem“ betrachtet. Die gesellschaftliche Prägung suggestiert häufig, dass mehr Lust besser ist. Doch es ist die Differenz in der Lust, die eine Herausforderung darstellen kann. Wichtig ist, dass beide Partner*innen sich gehört und verstanden fühlen. Gemeinsam Lösungen zu finden und sich auf neue Ideen einzulassen, kann dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis zu fördern. Dabei kann es hilfreich sein, die Unlust nicht nur als Mangel zu betrachten, sondern auch als Raum für neue Möglichkeiten.
Fazit
Lustlosigkeit in Beziehungen ist erst ein Anzeichen für ein Problem, wenn jemand damit unzufrieden ist! Die Lust wird von so vielen Faktoren beeinflusst und kann sich im Laufe der Zeit verändern. Gerne können wir in der Sexualtherapie gemeinsam explorieren, was ein nächster Schritt sein kann. Hier findest du Teil 2 dieses Beitrags: Wenig Sex, viel Frust? Erste Schritte aus dem Sex-Tief
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